(will) – 3 Stunden 43 Minuten ist seine Bestzeit auf der Marathondistanz, gelaufen vor 13 Jahren in Hamburg. Beachtlich. Aber das war nicht der zentrale Grund, warum sich am Montagabend St.-Pauli-Vizepräsident Tom Happe mit der erweiterten Marathon-Abteilungsleitung in den Fanräumen traf. Es ging ums gegenseitige Kennenlernen, um den Lauf gegen Rechts, um die Ausrichtung des Vereins. Oke Göttlich wollte auch dabei sein, musste aber krankheitsbedingt fernbleiben.
Im zweistündigen Gespräch mit Tom wurde deutlich, dass der Vorstand uns aktiv unterstützen will. (Danke!). Der Lauf gegen Rechts passt in den FC, wie Happe und seine Vorstandskollegen ihn sehen: »Der Verein ist nicht am Reißbrett entstanden«, der Club entwickle sich von der Basis aus. »Oke würde von Schwarmintelligenz sprechen«, sagte Tom. Die zentrale Aufgabe des Vorstands sei es nicht, quasi von oben herab den Verein weiter zu entwickeln, sondern vielmehr: »Gute Ideen zu identifizieren«.
Dass er den Lauf gegen Rechts für eine solch gute Idee hält, daran ließ Tom keinen Zweifel: Wenn seine sieche Schulter bis dann fit ist und kein Urlaub dazwischengrätscht, will er am 31. Mai mitlaufen. Fürs Foto schmiss er sich ins LgR-T-Shirt, das ihm unser Vorsitzender Christoph überreicht hatte. Auch sonst gewannen wir anwesenden Marathonis den Eindruck, dass Toms Kollektivbekenntnis (für den Gesamtvorstand) keine hohle Phrase ist: »Wir alle Fünf haben richtig Bock.«
Die Frage ist natürlich, worauf und wofür. Kurz abgerissen sieht Tom den Verein so: Der
Stadtteilbezug ist wichtig. Der FC soll unbedingt als Gesamtkonstrukt erhalten bleiben – in klarer Abgrenzung zu anderen Vereinen, die sich an Scheichs oder Logistikmilliardäre verkaufen. Die Basis wird gehört – dafür spricht, dass Tom sich nicht nur mit uns, sondern mit allen Abteilungen zusammensetzt. Als neues Thema, »über das wir im Verein mal reden müssen«, sieht er zum Beispiel die Inklusion. Außerem will er, als primär für die Abteilungen Zuständiger und für die Finanzen Mitverantwortlicher, analysieren, über welche Verästelungen im Verein das Geld fließt: »Wer hat gut Geld, wo gibt es Ungleichgewichte?«
Als Tom im vergangenen Jahr gefragt wurde, ob er in den Vorstand will, lag der FC auf dem 4. Tabellenrang. Als Tabellensiebzehnter trat er seinen ehrenamtlichen Job an. Er musste gleich Stressszenarien fahren und sich in den ersten Wochen auf drei Baustellen umtreiben: Nordtribüne, Domwache, Sportlicher Bereich. Eines der Stressszenarien hat ergeben, dass »wir auch zwei Jahre 3. Liga fahren können«. Aber die finanziellen Auswirkungen, die das mit sich brächte, findet er als Finanzierungsexperte offensichtlich »unschön«. Deswegen favorisiert er auch die Strategie »Zackig aus dem Keller!«. Kein Widerspruch von unserer Seite.