(joachim) 5 Tage Marathon in Trappenkamp. Fünf Tage. Fünf Orte. Fünf Strecken. Jede mit ihrer individuellen Charakteristik und eine Organisation, die mit Leib und Seele dabei ist. Aber erst einmal der Reihe nach.
Tag 1, Trappenkamp Erlebniswald (10,682km)
Zum Erlebniswald zu kommen, ist kein Problem. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Leider gab es aber nirgends einen Hinweis auf die Laufveranstaltung. Da ich aber nicht der einzige war, der sich angemeldet hatte, dauerte es nicht lang, ehe mir der eine oder andere weithin sichtbar als Läufer gekleidete Mensch begegnete. Wie es das Glück wollte, kannte sich dieser sogar sehr gut aus und geleitete mich zur Startunterlagenausgabe. Wie sich heraus stellen sollte, wurde dieser nette Kerl später der Gesamt-Erste! Zu den Startunterlagen gab es die üblichen Zugaben und ein „richtiges“ (in Salzhausen war es Mini) 1kg-Brot. Es hatte bei uns zu Hause nur zwei Tage überstanden. War wirklich lecker! Außerdem gab es noch ein Funktionsshirt vom 5-Tage-Marathon. Wenn man bedenkt, wie hoch die Start-gebühr war, wurde bereits jetzt mehr als genug für das Geld geboten.
Es war ein richtig heißer Tag. Normalerweise würde man unter diesen Bedingungen keine Höchstleistungen erwarten, aber es sollte anders kommen. Der Start erfolgte Punkt 19 Uhr. Ich als Neuling hatte keine Ahnung, was mich erwarten wird. Als die Truppe dann los preschte, bin ich hinterher. Nach einem Kilometer musste ich erschreckt feststellen, dass mein Tempo viel zu hoch ist, so dass ich mich zwingen musste, langsamer zu machen. Man bedenke die Temperaturen! Der Kurs verlief schön durch den Wald. So wurde die Sonne ein wenig gebremst, die Schwüle aber blieb. Es waren sehr schöne flache Waldwege. Für Tempoläufe wie gemacht. Eigentlich zu schön um nach etwa 10,6km wieder aufzuhören. Unterwegs haben die Veranstalter extra noch einmal eine Wasserstation bereitgestellt, damit sich der eine oder andere nochmal erfrischen kann. Im Ziel dann die große Überraschung: Ich hatte doch glatt meine persönlichen Bestzeiten über fünf und zehn Kilometer verbessert. Sagte jedenfalls meine Uhr, und die lügt nicht. Die Zielverpflegung zeigte sich etwas sparsam. Wasser, Tee, Fruchtsaft und dazu Obst wie Bananen und Stücke von Wassermelonen. Für genügsame Menschen wie mich, reichte es aus. Aber es soll ja auch andere geben, die wegen jedem Mist was zu meckern haben. Tag 1 ist gut überstanden. Wenn es weiter so läuft kann, der zweite Tag kaum besser werden.
Tag 2, Negernbötel (6,779km)
Nein, es ist kein Verschreiber. Der Ort heißt wirklich so! Weshalb der Ort so heißt, habe ich nicht erfragt, aber ist das wichtig? Diesmal war der Veranstaltungsort erheblich besser zu finden. Sobald man in die Ortschaft fuhr, war alles ausgeschildert. Vorbildlich. Da alle ihre Startnummer ja bereits an Tag 1 erhalten hatten und diese für die ganze Woche zählt, war es noch tiefenentspannter als am Vortag. Auch da war nie etwas von Hektik erkennbar. Wieder um 19 Uhr der Startschuß. Gewarnt vom ersten Start bin ich diesmal die Strecke moderater angegangen. War auch gut so, denn nach nur 400m sind wir vom Asphalt in die Pampa. Man hätte fast vermuten können, dass es sich um einen Geländelauf handelt. Auch hier viel Wald, mehr Wolken, aber dennoch schwül ohne Ende. Selbst bei diesem noch kürzeren Kurs haben sich die Veranstalter es sich nicht nehmen lassen, ungefähr bei der Hälfte der Strecke Wasser zur Verfügung zu stellen. So etwas nenne ich Umsicht. Wie es sich für die Holsteinische Schweiz gehört, gab es ungefähr bei Kilometer fünf eine kurze knackige Steigung. Da merkte man ein wenig den Vortag in den Beinen. Obwohl es kein langer Lauf ist, war ich froh, nachher wieder im Ziel zu sein. Das Geläuf ist einfach nicht mein Untergrund. Die Zielverpflegung gestaltete sich wie an Tag 1 und sollte sich bis zum letzten Tag so fortsetzen. Nicht viel, aber es reicht.
Tag 3, Stocksee (10,048km)
Da der Start auf dem Dorfplatz stattfand, konnte man nicht daran vorbei fahren. Dazu müsste man schon sehr unbedarft sein, um es höflich auszudrücken. Wer glaubt, dass es sich hier um einen lockeren Lauf um den See handelt, der täuscht sich gewaltig. Mir wurde vorm Start schon durch die Blume mitgeteilt, dass es ein ständiges auf und ab sein soll. Nun gut. So was hab ich im Training integriert. Start wieder um 19 Uhr. Zuerst bergab Richtung See und dann zeigte sich das Dilemma. Es war eine Mischung aus Asphaltlauf und matschigen Wald- und Feldwegen. Zwischendurch einige Steigungen, die die Lungen fast aus dem Körper getrieben hätten. Gewarnt hatte man mich vor dem letzten Kilometer hoch zum Ort. Eine einzige lange Steigung. Wie bereits erwähnt, sind meine Trainingsläufe damit gespickt. Ergo konnte ich auf dem letzten Kilometer einige Leute noch überholen. Auch wenn ich dachte meine Lunge explodiert. Schön war es trotzdem. Unterwegs wurde, wie bereits üblich, Wasser gereicht. Das setzte sich auch bis zum letzten Tag fort.
Tag 4, Rickling (7,707km)
Wie an Tag 2 war hier der Start auf dem Sportplatz und daher leicht zu finden. Bei dieser Veranstaltung wird Gemeinschaft groß geschrieben. Warum? Später!
Die Sonne knallte heute besonders stark runter. Es ist ein Wunder, dass von den 130 vom ersten Tag noch etwa 120 dabei sind. Viele laufen hier bereits zum wiederholten Male und sind daher einiges gewohnt. Trotzdem, großer Respekt an alle.
Der Start erfolgte wie gehabt um 19 Uhr. Im Gegensatz zu den beiden Vortagen war es diesmal relativ flach und, schön für mich, harter Untergrund. Glücklicherweise war auch hier viel Wald. Somit hatte man immer wieder einmal Schatten. Mittlerweile kannte man auch seine Mitläufer vom Tempo her und es bildeten sich kleine Grüppchen. Wie es sich für meinen Laufstil gehört, hatte ich etwa einen Kilometer vorm Ziel mein Tempo angezogen, damit ich vor meinen Mitstreitern bleibe. Ich kann es nicht leiden vorm Ziel überholt zu werden. Selber mache ich es aber mit diebischer Freude.
Nach dem Lauf und dem herunterfahren konnte man auch hier mal wieder duschen. Die Möglichkeit bestand an Tag 1 und 3 leider nicht. Aber beim Betreten der Dusche dann die Überraschung. Es wurde gemeinsam gelaufen und, da Gemeinschaft groß geschrieben wird, hier auch gemeinsam geduscht. Ich würde sagen, dass die Männer es sicher netter fanden als die Damenwelt.
Tag 5, Trappenkamp Waldbühne (6,979km)
Auch hier den Sportplatz zu finden, erfordert keine Pfadfinderkenntnisse. Bevor der Start erfolgte, wurde netterweise die Läuferschar von diversen Feuerwehren mit Radau empfangen. Manch einer glaubte auch an ein eventuelles Großfeuer, aber letztendlich handelte es sich „nur“ um eine größere Übung.
Start um 19 Uhr, wie immer. Da bei der Waldbühne gestartet wurde, sie liegt etwas tiefer, musste erst bergan gelaufen werden. Nur ein kurzes Stück, aber nach den Tagen tut es langsam weh. Wie bereits Tradition, Waldwege und ein wenig Pampa. Die Temperaturen endlich mal etwas angenehmer, aber trotzdem noch sehr warm. Unterwegs, etwa bei km4, die große Überraschung. Von hinten kommen schnelle Schritte. Wer zur Hölle erdreistet sich, so schnell näher zu kommen? Beim Überholen erkenne ich sie. Es waren die vier Erstplazierten! Auf meine kurze Frage:“Zweite Runde?“ kam nur ein kurzes „Verlaufen!“ zurück. Wie nicht anders zu erwarten war das DER Gesprächsstoff an dem Abend. Es sollte sich am Gesamtklassement jedoch nichts ändern.
Entgegen den Vortagen bin ich hier bis zum Schluss geblieben. Es wurde noch einiges dargeboten. Musikalisch sowie auch beim Essen und Trinken. Es war für jeden etwas dabei. Außerdem wurden ja noch die Urkunden für die fünf Tage ausgegeben und zwar für jeden der übrig gebliebenen 113 Teilnehmer. Es dauert einige Zeit, ehe alle auf der Bühne waren. Für meine erste Teilnahme kann ich mit einem 19. Gesamtplatz sehr zufrieden sein. Mit einer Zeit von 3:20:42 über 42,195km erst Recht.
Fazit: Es ist eine sehr liebevoll aufgemachte Veranstaltung, bei der man für wirklich wenig Geld viel erhält. Nachteil ist, dass man jeden Tag einen Lauf hat und daher nicht weit entfernt nächtigen sollte. Obwohl auch Leute aus Itzehoe jeden Tag die Strecke gefahren sind und das gerne! Das nächste Mal nehme ich mir aber Urlaub. Denn jeden Tag von Hamburg über Lübeck zum Wettkampf ist die Hölle. Ich denke, fast jeder kennt den Hamburger Berufsverkehr und jetzt kommen auch noch die ganzen Ostseeterroristen (Urlauber) dazu. Schade nur dass ich keinen Support da hatte. Vielleicht hätte es mir doch noch den einen oder anderen Schub gegeben.